E-Auto: Klimaretter oder -feind?
E-Autos sind in der heutigen Zeit ein viel diskutiertes Thema. Während viele der Meinung sind, dass rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge kein Kohlendioxid ausstoßen und daher einen unabdingbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten, wächst die Zahl der Kritiker. Als Grund wird die ganzheitliche Ökobilanz – von der Herstellung bis zum Recycling – der E-Autos angeführt.
Die gesamte Ökobilanz zählt
Um die gesamte Ökobilanz zu betrachten, beginnt man am besten bei den Ressourcen, die zur Herstellung der Batterie nötig sind. Sie besteht aus Kobalt, Grafit, Mangan und Lithium, die alle zu den seltenen Rohstoffen zählen. Deren Abbau belastet die Umwelt und geht zudem mit hohen Beschaffungsrisiken einher. Das ist auch der Grund dafür, dass seltene Erden nur in wenigen Ländern abgebaut werden. So stammen 75 % des weltweiten Bedarfs an Lithium aus Chile oder Australien. 60% des Kobalts werden im Kongo abgebaut und 70% des Grafits in China.
Die Rohstoffpreise sind hoch, da nur geringe Mengen gefördert werden und die Preissetzungsmacht aktuell noch den Minenbetreibern obliegt. Hier setzt die Forschung an. Ein umweltschonenderer Rohstoffabbau und geringere Beschaffungsrisiken würden mehr Länder zur Förderung seltener Erden bewegen. In der Folge sinkt der Ressourcenpreis.
Der CO2-Ausstoß der Produktion & die Größe der E-Auto-Batterie
Sind die Ressourcen abgebaut, müssen sie aufbereitet und weiterverarbeitet werden. Der Schadstoffausstoß bei der Herstellung der Batterie hängt grundsätzlich von zwei Faktoren ab: Der Standort des Herstellers und die Größe der Batterie selbst. Entscheidend ist demnach, ob die benötigte Energie bspw. aus Kohlekraftwerken oder erneuerbaren Energiequellen stammt.
Der Schadstoffausstoß wird deutlicher, wenn man sich auf die Größe der Batterie konzentriert. Pro kWh Speicherkapazität entsteht ungefähr ein CO2-Äuqivalent von 150 Kilogramm. Umgerechnet auf eine kleine Batterie mit 30 kWh wird die Umwelt mit 4,5 Tonnen CO2 belastet. Eine größere Batterie mit 100 kWh – wie sie in einigen Tesla-Modellen verbaut ist – entspricht 15 Tonnen CO2. Die Umwelt wird mit diesen Schadstoffmengen verschmutzt, noch bevor das E-Auto auf der Straße ist.
Dass ein Auto mit Verbrennungsmotor tausende Kilometer fahren kann, bevor es solche CO2-Mengen erreicht, ist eines der Hauptargumente der Elektroauto-Gegner. Diese Aussage ist mit Vorsicht zu genießen, denn auch bei der Produktion eines Verbrennungsmotors entstehen Schadstoffe.
Die Klimafreundlichkeit der Elektroautos wächst mit den gefahrenen Kilometern
Hinken die Elektroautos aktuell bei der Produktion in puncto Umweltfreundlichkeit den klassischen PKWs noch hinterher, so können sie in der Nutzungsphase deutlich an Boden gutmachen. Während bei der Nutzung eines Verbrennungsmotors direkt umweltschädliche Emissionen entstehen, geschieht dies bei E-Antrieben auf indirekte Weise. Wie schon bei der Herstellung der Batterie, ist auch beim Laden entscheidend, woher der benötigte Strom stammt.
Je mehr Kilometer man fährt, desto klimafreundlicher wird das E-Auto. Ein Diesel VW Golf TSI stößt pro Kilometer etwa 99g CO2 aus. Ein E-Golf im Vergleich nur 62g CO2. Nach 45.000 Kilometern erreicht ein E-Auto eine bessere Ökobilanz als ein Benziner. Lädt man ausschließlich Grünstrom, wird dieses Ergebnis schon nach 21.000 Kilometern Laufleistung erreicht.
Um die gute Ökobilanz aufrechtzuerhalten müssen Batterien recycelt oder weiterverwendet werden. Zum Beispiel als Stromspeicher im Regelenergiemarkt.
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